Zu reisen bedeutet, sich dem Neuen und oftmals Ungeplanten und Überraschenden zu öffnen. Ungeplant war der unfreiwillige Zusatzaufenthalt in Barcelona. Das schaffte mir Zeit, ein Ziel weit außerhalb des Häusermeers der katalanischen Hauptstadt anzustreben, von dem ich immer wieder im Laufe meines Lebens Bilder sah und dessen Name einen bestimmten Zauber um sich hat. Montserrat. Der Name steht für ein Kloster und ein Gebirge zugleich und für andere Orte auf dieser Welt, die vom Kloster ausgehend auch diesen Namen tragen. Eine ganze karibische Insel ist darunter, die nach dem spanischen Montserrat bereits von Kolumbus so benannt worden ist. Da Montserrat eine touristische Hauptattraktion ist, war dieser Ort eigentlich nie auf meiner To-Do-Liste. Vom Bahnhof Plaza Espanya fährt der Zug gut eine Stunde 40 Kilometer Richtung Westen. Er ist an diesem Samstagvormittag relativ gefüllt mit Leuten, die entweder zu einer Wanderung aufbrechen werden, sowie touristisch Besuchende und vielleicht auch Pilger. Ich sehe mich gleich in einer dreifachen Rolle. Schon einige Zeit vor dem Ziel ragt eine einzigartige Gebirgsformation hervor, in deren Mitte wie ein Adlerhorst eine gigantische Klosteranlage hinein gebaut worden ist. Digital und nur mit Bildern lässt sich diese Gegend in ihrer ganz besonderen Eigenart kaum wiedergeben und es überrascht nicht, dass Montserrat inzwischen zu einem der bekanntesten Touristenzielpunkte geworden ist. Nach der gut einstündigen Fahrt heißt es am Ende umsteigen und mit einer Zahnradbahn steil bis zum dem weltbekannten Benediktinerstift hinaufzufahren. Seine Geschichte geht bis auf das Jahr 800 zurück, weil hier in der Gegend laut Legende eine geheimnisumrankte Madonnenstatue gefunden worden sei. Inzwischen ist die Schwarze Madonna Unserer Lieben Frau von Montserrat die Schutzheilige Kataloniens. Gerne warte ich einige Minuten, um zu dem mythischen Platz der heutigen Marienfigur, sie stammt aus dem 12 Jahrhundert, zu gelangen. Auch ich berühre den Reichsapfel, den Maria in der Hand hält, weil ich mir so sehr wünsche, dass das Evangelium Jesu Christi zum bestimmenden Faktor in der gegenwärtigen Politik werde. Ignatius von Loyola hat an dieser Stelle seine Offizierswürde, seinen Dolch und sein Schwert weggelegt und die feinen Kleider mit einem Bettlergewand getauscht. Das Weglegen der Schwerter und die Rückkehr zur Einfachheit, das wäre die Strategie, um diese Welt vielleicht doch noch retten zu können. Mit solchen Gedanken, die äußeren Details finden sich ohnehin zuhauf in den Reiseführern bzw. auf einschlägigen Websites, gehe ich noch auf den höchsten Gipfel des Gebirgsstockes Montserrat, von 700 Hm auf 1200. Jeder Schritt lohnt. Tiefblicke zurück zum Kloster, steile Treppen, verfallene Einsiedeleien, mediterrane Fauna und immer wieder vor allem die so eindrucksvollen Felsformationen aus Sedimentgestein bzw. Konklomeratgestein.. Es soll hier fast zweieinhalb tausend Sportkletterrouten geben. Manche Wände sind bis zu 300 Meter hoch, dann gibt es kühne Felsnadeln. Für mich passend ist die Wanderung auf den Gipfel Sant Jeroni. Ich bin so vertieft in die Landschaft und die Ausblicke, dass ich gar nicht merke, schon seit dem Morgen nicht mehr gegessen und getrunken zu haben. Die Natur schenkt Seelennahrung genug, um davon zu leben.
Lieber Klaus,
alles Gute nach Spanien bzw Katalonien – ist ja nicht immer dasselbe. (Sind die Speisekarten auch noch immer so, dass die spanische Version unter die Fremdsprachen wie Englisch und Deutsch fällt?)
Wie lange bist du noch in Spanien?
LG Meinrad
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