verjagt wurde
der Geist der Freiheit
verkauft wurde
der Geist der Gleichheit
verraten wurde
der Geist der Geschwisterlichkeit
Aus der Zeit der stalinistischen Diktatur in Ungarn, die mehr als 44 Jahre das Land bestimmte, vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu den befreienden Wochen des Jahres 1989, gibt es gigantische Statuen und Skulpturen, die in einer beklemmenden Parkanlage am Rande der Stadt aufgestellt sind. Es ist wie ein Friedhof für Diktatoren. Die eisige Kälte und das knallige Rot der untergehenden Dezembersonne verstärken eine Stimmung, die erschaudern lässt. Zugleich tut es gut zu wissen: Die Zeit der Schreckensherrschaft ist vorbei. Gleich beim Eingang zu dieser Freiluftausstellung stehen auf einer roten Ziegelsteinmauer die überdimensionalen bronzenen Stiefel, die einst zu einer kolossalen Stalin-Statue gehörten und an einem der Hauptplätze von Budapest stand. Beim Aufstand des Volkes im Jahr 1956 wurde die Statue vom Sockel gestürzt. Damals wurde der Aufstand niedergeschlagen. Es sollte weitere 33 Jahre dauern, bis die sowjetkommunistische Zeit nur mehr Geschichte ist. Heute wirken die Stiefel so, als hätte sich Stalin ins Nichts aufgelöst, und doch gibt es die erschaudernde Erinnerung an ihn. Die Stalinstiefel mahnen heute: Nie wieder Diktatur!
Statuen von Marx, Engels und natürlich auch Lenin – und daneben auch Statuen von Soldaten und Arbeitern, die in einer solchen Sammlung nicht fehlen können. Hatte der Mann, der den Eintritt kassierte, etwa nostalgische Gefühle? Jedenfalls verkaufte er Devotionalien aus der Sowjetzeit, von Kommunistensternen bis zu Fake-Sowjet-Reisepässen, während im Hintergrund eine Pseudo-Revolutionsmusik lief.
Der Memento Park könnte wohl auch für andere Länder eine Antwort darauf sein, was mit fragwürdigen Statuen geschehen könnte. Nicht lange ist es her, seit in England und den USA Statuen niedergerissen wurden, die Kolonialherren verherrlicht hatten. Parks für ausrangierte und gefährliche Geschichtsgrößen könnte es viele geben, weil für zu viele Herren umstrittene Denkmäler erbaut wurden: ich denke z.B. an das umstrittene Lueger-Denkmal in Wien. Kirchlich gesehen gäbe es viel Fragwürdiges: Ein Memento-Park für all die Darstellungen, die Gewalttaten einen göttlichen Segen geben, müsste sehr sehr groß sein.
Klaus Heidegger