Der Beginn der beliebten Skitour auf den Rietzer Grießkogel ist bei der Bushaltestelle zwischen den Lawinengalerien kurz vor Kühtai. (1860 m) Es ist also eine Tour, die sich nachhaltig mit Öffis leicht erreichen ließe. Bei entsprechender Routenwahl und ausgestattet mit LVS-Equipment lässt sich die Tour noch bei einer 3er Stufe verantworten. Meist ist die Route ohnehin gespurt und sind die Abfahrtshänge angefahren.
Zuletzt war ich im späten Herbst war in dieser Gegend, bin mit meinem Freund den Kamm entlang gegangen, vom Mitterzeiger über Kreuzjoch, Bachwand Kogel zum Rietzer Grießkogel und hinüber zum Hocheder. Das Schöne an den Bergen ist: Auch wenn man schon oft oben war, so schenken sie doch jedes Mal wieder neue Erfahrungen: Einmal im tiefen Nebel, bei dem ich den Weg verfehlte und wir am Kreuzjoch statt am Grießkogel landeten, einmal im Frühlingssonnenschein mit Firnhängen und dann ein anderes Mal wieder frischer Pulver, einmal im Herbst, wo unendlich viele Granten wachsen und einmal in einer Zeit, wenn zwischen den Schneeresten Krokusse zu blühen beginnen. Ganz besonders ist es aber, jedes Mal auch wieder ein Zusammensein mit Menschen zu erfahren, die einem ans Herz gewachsen sind. Wenn mir daher jemand sagt, „Klaus, du gehst immer die gleichen Touren …“, dann denke ich mir: Nein, es ist jedes Mal eine neue Tour mit den gleichen Wegen und Gipfeln. Es ist wie mit einem Musikstück, das man immer wieder gerne hört, wenn es die Seele anspricht. Es ist ähnlich wie mit einem Menschen, den man gerne mag und sich jedes Mal freut, wenn man diese Person sieht. Manchmal so sehr, dass man gar nicht genug davon bekommen könnte.
Heute sind die Hänge und Wände und stolzen Gipfel mit frischem Weiß überzogen. Viel ist es nicht und es fehlt eine Verankerung mit dem Untergrund. Im unteren Teil schauen noch vertrocknete Grasbüschel heraus. Auf der rechten Seite des Klammbaches ist eine Spur, die direkt die Lawinenhänge anschneidet. „Warum?“, fragen wir uns. Vor uns sind zwei andere Gruppen unterwegs. Bei den Lawinenhängen halten wir Abstand. Die Hänge hinauf zu den Zirnbacher Narrenböden sind mit einem dünnen Bruchharschdeckel versehen, der gerade noch hält. Darunter ist es hohl. Weiter geht es durch das davor versteckte Hochkar und das riesige Kreuz vom Grieskogel leuchtet schon hinunter. Am Kamm vom Skidepot bis zum Gipfel liegt nicht wenig Schnee. Der Nordwind hat Wechten geschaffen, die den schmalen Grat nochmals spektakulärer erscheinen lassen. Bei Nebel sollte man hier wohl nicht gehen. Die Felsen am Gipfelaufbau sind mit dem lockeren Schnee bedeckt. Man muss hier viel Vertrauen aufbringen, dass die Tritte wirklich halten. Beim Hinuntergehen ziehe ich die Steigeisen an, weil ich damit viel sicherer gehe, auch wenn dies für den Grieskogel „overdressed“ erscheinen mag. Wie immer ist der Blick hinunter ins Inntal, hinein ins Sellraintal und hinüber auf die Hochebene von Seefeld beeindruckend. Eine dicke Smogdecke ist über dem Siedlungsgebiet von Innsbruck. Die Treibhausgasemissionen sind wieder gestiegen, hieß es gestern in den Nachrichten. Die Felsblöcke sind mit Raureif überzogen und wirken in der klirrenden Kälte arktisch. Die Sonne kommt nun zwischen den Wolken hervor. Beim Hinunterfahren finden wir Hänge mit frischem Pulverschnee und auf dem Weg rechts vom Klammbach hinaus lässt sich gut bis zu den Lawinengalerien zurückfahren.