Schon lange hingen besonders viele Plakate in der Gegend, wo ich gegenwärtig wohne. Das Datum mit den vielen 3ern war leicht zu merken: 3.3.23. Seit 5 Jahren habe ich wohl keinen der weltweiten Klimastreiktage verpasst. Früher noch war es früher am Tag und nicht mittags – und begonnen hatte Greta Thunberg und bald die Fridays-for-Future-Bewegung ohnehin damit, dass man wirklich streikte, also nicht zur Schule ging, wenn Schule war. Schülerinnen und Schüler bestreikten die Schule. Das hatte viele aufgeregt. „Wenn es ihnen wichtig ist, sollen sie das doch in ihrer Freizeit machen …!“, habe ich oft gehört. Der Streik war ein wichtiges Symbol: So darf es nicht weitergehen mit der Erhitzung der Erde. Mehr als 1,5 Grad Erderwärmung darf es nicht geben. Es brauche eine Umkehr. Seit 5 Jahren steigen die Emissionen jährlich weiter. Ein wirksames Klimaschutzgesetz gibt es in Österreich immer noch nicht. Ein solches gehört zur wichtigsten Forderung der Klimabewegung hierzulande. Treffpunkt in Innsbruck für den weltweiten Klimastreiktag ist diesmal wieder vor der Hauptuni. Ein mehrfach symbolischer Ort. Zum einen sind im Hintergrund die alten Uni-Gebäude – und was die Klimabewegung von Beginn an tat, formulierte Greta Thunberg stets mit der Aufforderung: „Listen to the scientists!“ Zum zweiten ist es der Platz, der nach Christoph Probst benannt ist. Auch heute ist Widerstand angesagt. Der Demonstrationszug macht einen weiten Bogen durch die Stadt. Die Straßen, wo sich Freitag nachmittags üblicherweise Autos drängeln, werden zur Fußgängerzone. So erlebe ich unter den 1500 Klimabewegten die Stadt irgendwie ganz neu, sehe Geschäfte, die mir nie auffielen, oder stattliche Stadthäuser, hinter denen sich so manche leerstehende Wohnung befinden dürfte, sehe in den Verkehrsinseln Abertausende Zigarettenkippen zwischen den grün-braun-verdorrten Gräsern. Großteils sind es junge und lebensfrohe Menschen, mit denen ich da auf zweistündigem Demo-Spaziergang durch die Stadt bin. Es tröstet, nicht allein zu sein mit der Verzweiflung, die ich in mir spüre, wenn ich an die globale Klimakrise denke, an die klimatischen Veränderungen, die diesen Winter wieder so spürbar waren, an die Unwetterkatastrophen, an die Millionen Klimaflüchtlinge, an die schmelzenden Gletscher. Meine Einsamkeit hat Gefährtinnen und Gefährten gefunden: zumindest für zwei Stunden.