zirbenkräftig

ausgesetzt der Kälte und eisigen Winden
tief verwurzelt in karg-felsigem Boden
lebendig bleibend in Extremen

wo scheinbar nichts mehr gedeihen kann
wachsen können
und duften

inmitten von Weiß
satt-dunkelgrüne Nadeln
und knorrig-braune Rinde

klaus.heidegger, 16.4.2023

Zirbenerfahrung im Frühlingswinter

Beim Aufstieg Richtung Glungezer wachsen vereinzelt Zirben weit über die Waldgrenze hinauf. Gerne berühre ich beim Höhersteigen sanft ihre stupfigen Nadeln – so wie mein Lieblingscharakter in Avatar, Neytiri, die Bäume berührte und ihre Kraft spürte. Der eisige Wind macht ihnen nichts aus. Im dicken Nebel sind sie Orientierungspunkt. Im frischen Aprilschnee ziehe ich die Spur im vertrauten Terrain. Heute ist das Sonenspitzl, der Nachbargipfel vom Glungezer, ohne Sonne. Das Gipfelkreuz ist ein Ankerpunkt inmitten von Weiß – so wie wichtige Menschen Anker in stürmischen Lebenssituationen sind. Whiteout. Boden und Himmel gehen ineinander über. Ich kenne den Gipfel und weiß: gleich auf der Südseite geht es steil ins Viggartal hinunter. Die erste Abfahrt wähle ich daher noch die Normalabfahrt entlang der Aufstiegsspur hinunter. Wird es etwas aufhellen? Ein zweites Mal steige ich auf den Gipfel. Der Nebel bleibt. Ich wähle die Steilabfahrt in einer der Nordrinnen, die unten in breite Hänge übergehen, nachdem ich im Farbental kurzzeitig nicht mehr wusste, wo oben und unten ist. Die Steilheit erlaubt selbst bei fast knietiefem Pulver noch passable Schwünge. Wo der schüttere Wald beginnt, fahre ich ganz vorsichtig, um kein Zirben-Bäumchen zu beschädigen.

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