Benützt man Suchmaschinen wie Ecosia oder Google zum Stichwort „Serravalle“, so behandeln die meisten Treffer zunächst ein Outlet in der Nähe von Mailand und danach Orte irgendwo in der Schweiz oder im Trentino, nicht aber in der Provinz Veneto. Das passt zu dem, wie ich diesen Ort erfahren habe: zurückgeblieben in der Vergangenheit. Die repräsentativen Häuser im Renaissancestil mit den Arkadengängen in der alten Stadt wirken zerfallen und verlassen. Die meisten Geschäftslokale sind wohl schon seit Jahrzehnten geschlossen. Auf dem zentralen Platz mit einem malerischen Turm und ebenso malerischen Häusern gibt es das einzige geöffnete Lokal. Der Meschio fließt eingezwängt zwischen den Mauern wie ein gezähmter Bergfluss. An einem Brunnen treffen sich Radfahrende. Das wirtschaftliche Leben spielt sich in der angrenzenden Stadt Vittorio Veneto ab, zu der Serravalle als historisches Anhängsel gehört. Geschichtsgebildete denken bei Vittorio Veneto an die letzte Schlacht am Ende des Ersten Weltkriegs. Die italienischen Truppen siegten über die Soldaten der K&K-Armee. Warum aber, so müssen wir uns heute im Rückblick auf damals und die Kriege im Heute fragen, warum nur müssen zuerst Hunderttausende sterben und Dörfer und Städte zerstört werden, bis endlich die Waffen schweigen und Gespräche über den Frieden stattfinden?