Pfingsten ist gekommen und mit ihm die Hochsaison der Kurzurlaubenden, die sich mit ihren Verbrennungsmotoren lärmend und stinkend über die Bergstraßen Tirols verbreiten. Die Welt scheint voll von Klimaveränderungs-Leugnenden zu sein – oder wollen sie einfach nicht sehen und hören oder wollen sie nicht begreifen, dass sie einen Lebensstil an den Tag legen, der angesichts der Erderhitzung schon längst nicht mehr tragbar ist. Nach der Bergtour radle ich noch durch die Leutasch und hinunter nach Telfs und von dort zurück nach Innsbruck. Motorradrasende lassen besonders auf den Bergstrecken ihre Motoren heulen, so als wohnten in diesen Hochtälern keine Menschen und Tiere. Kriminalisiert werden die jungen Menschen, die aus Sorge angesichts der Kippunkte im Klimawandel mit Aktionen aufrütteln wollen. Freie Fahrt gilt aber für jene, die die Freiheit der anderen zu einem lärm- und abgasarmen Leben rauben. Während das Kugellager von meinem Rennrad leise surrt, knallt dann wieder so eine der Wahnsinnsmaschinen an mir vorbei. Tempolimit ist nicht vorgesehen. Über die sattgrünen Wiesen mit Abertausenden dotter-orange-gelben Arnikablüten blicke ich nochmals dankbar zurück auf die Arnplattenspitze, auf der wir zuvor gewesen sind. Als kühner Felsturm ragt sie im Norden über den bewaldeten Hügeln und den Latschengürteln heraus. Die Leutascher Ache fließt als sanfter weiß-grüner Kalkbach dazwischen. Die Nordhänge der Wettersteinberge sind noch bis weit hinunter mit Schnee bedeckt. Die Kiefern und Föhren protzen mit hell-grün-satten Trieben. Die vielen Regenfälle haben der Natur sehr gutgetan.
Erst vor drei Wochen zeigte mir mein Freund die Arnplattenspitze. Wie es war, steht auf meiner Website und ich muss einige Daten nicht wiederholen. Heute sind wir zu viert unterwegs und es ist schön, nicht alleine zu sein, sondern mit Menschen, die gut miteinander können und eine Leidenschaft für die Berge teilen. Der Schnee ist bis auf ein winziges Restchen ganz gewichen. Der Felsturm der Arnplattenspitze bleibt weiterhin beeindruckend, zugleich weiß ich bereits, dass er auch mir nicht zu schwer sein wird. Am Himmel spielt das Weiß der Wolken mit dem Blau des Himmels. Nach dem Gipfel steigen wir zum Hohen Sattel hinunter und gemütlich geht es durch das liebliche Tal mit den Moosen, Beerensträuchern, grünblühenden Bäumen und wunderbaren Frühlingsblumen dem Bach entlang zurück. Dorthin wo – siehe Beginn!
40 Kilometer sind es zurück bis Innsbruck. Im äußeren Kreis von Innsbruck vergnügen sich heute Abertausende, radfahrend oder mit Inline-Skates, laufend oder Menschen genießen einfach die Sonne und Freundschaften auf den Sandbänken des Hochwasser führenden Inns. Pfingsten befreit irgendwie. Zumindest die Träume sind frei!
k.heidegger, 29.5.2023