Herz-Jesu-Sonntag. Die oftmals regnerisch-kühlen Tage des vergangenen Frühlings sind vorbei. Die Leugner einer Erderhitzung – jene also, die eine Wettersituation mit Klima verwechseln – werden wohl nun bald neue Verschwörungskonstrukte erfinden. An diesem Wochenende beginnt vielleicht das, was uns als Sommerhitze in den nächsten Wochen begleiten wird. In Sevilla, jener Stadt, die ich im November kennenlernen konnte, hat es bereits 45 Grad, in Berlin weit über 30. Auch heute fühlen sich die Wiesen nur oberflächlich durchfeuchtet an. Der Hubschrauber-Einsatz am Axamer Kögele, so erfahre ich erst später aus den Nachrichten, war zur Brandbekämpfung. Schon frühmorgens übertönt der Lärm der Autobahn das Surren unserer Räder, während wir Richtung Völs am Radweg unterwegs sind. Es ist Sommer geworden. Von Völs geht die Fahrt durch das Nasse Tal hinauf nach Axams. Das Dorf ist für die Herz-Jesu-Prozession herausgeputzt. An den alten Häusern der Dorfstraße hängen die rot-weißen Fahnen. An einem Bauernhaus ist ein Herz-Jesu-Altar errichtet. Das traditionelle Herz-Jesu-Bild ist unter einem dick-samtenem roten Baldachin mit goldener Krone. Auf dem Altar sind Blumen und Kerzen symmetrisch angeordnet. Die Welt soll in Ordnung sein. Der Bauer und sein Sohn stehen vor dem Erbhof. Ihnen gehört dieser Altar, der nur zweimal im Jahr aufgebaut wird. Menschen in Tracht gekleidet gehen zur großen Kirche, auf deren spitzem Turm die gelb-weiße Fahne der Kirche ins tiefe Blau des morgendlichen Sommerhimmels weht. Der Weg hinauf Richtung Kemater Alm und dann vor allem zur Salfeins Alm fühlt sich steil an – ist es auch. Von dort sind es nicht mehr viele Höhenmeter bis zu jenem Ort, der mir zum Kraftort geworden ist. Das Biotop auf Salfeins, ein kleiner See, in dem sich die gegenüberliegenden schroffen Zacken der Kalkkögel widerspiegeln, in dem um diese Jahreszeit Tausende frischgeschlüpfte Amphibien schwimmen und wo die glücksuchende Seele ein wenig zumindest an Ruhe und Erfüllung findet.