Wir wählen zunächst die gemütliche Variante und fahren mit der Elfer-Gondelbahn bis zur Bergstation. Von dort sind es mit schnellen Aufwärmschritten nur rund 20 Minuten bis zur Elferhütte (2080 m). Strahlend blauer und wolkenloser Himmel, klare Luft – nur weit unten in der Inntalfurche liegt eine Smogdecke und zeigt den Grad der permanenten Luftverschmutzung an. Das ausgesetzte Steiglein an der Nordostflanke zum Einstieg des Nordwand-Klettersteigs habe ich die letzten zweimal, als ich hier war, als unangenehm empfunden. Diesmal geht es mir nicht anders. Ich programmiere meinen Kopf: Da muss ich einfach drüber. Meiner Begleiterin macht dies ohnehin wieder nichts aus. Sobald ich mich dann ins Stahlseil einhängen kann, fühle ich mich gleich sicherer. Es geht in der Nordwandschlucht ordentlich mit C/D-Stellen hinauf, die aber keine Schwierigkeiten bereiten. Der Fels und das Stahlseil fühlen sich kühl an. Zum Glück sind sonst keine Leute vor uns, die Steinschlag auslösen könnten. Oben steigen wir noch die senkrechte Wand hinauf zum Elferturm und ebendort wieder hinunter. Nun sind wir in der Sonne. Irgendwie hatte ich den weiteren Weg um Türmchen und Zacken herum und durch Kamine und Spalten gar nicht mehr so im Kopf. Zwischendrin sind ungesicherte Stellen im leichten Klettergelände. Das Felsgewirr von Türmchen, Spitzen, Zacken und Kaminen ist verwirrend. Allerdings wusste ich noch, dass die Spitze der Elferspitze (2505 m) so klein ist, dass da nicht mehr als ein Kreuz darauf Platz findet. Weiter geht es nun relativ dem Kamm entlang Richtung Süden. Immer ist der mächtige Habicht vor uns. Auf der anderen Seite des Pinnistals sind die schroffen Felswände der Kirchdachspitze und der Illmspitze. Die Gletscher um das Zuckerhütl wirken traurig klein. Der Elferkofel-Klettersteig hat an einigen Stellen glatten Fels. Griffe und Tritte sind nicht immer logisch gesetzt. Kurze Rast am Elferkopf mit dem geschnitzten Holzobjekt. Dann weiter in einem ständigen Auf- und Ab. Mit Kindern und Ungeübten würde ich jedenfalls diesen Steig sicher nicht gehen wollen. Vom Zwölferniedersattel wählen wir den Panoramaweg zurück zur Elferhütte und Bergstation. Wir sind zurück im Hochtourismus des Stubai. Wanderer, Mountainbiker und vor allem Paragleiter tummeln sich rund um die Bergstation.