„Gargglerin?“, fragte ich verwundert über den Tirolerisch klingenden merkwürdigen Namen, als ich eingeladen wurde, ob ich mit auf diesen Berg gehen wollte. Den interessanten Namen hatte ich noch nie gehört. Berge sind wie Leben: Da gibt es die Augenblicke, in denen sich Neues entdecken lässt und das Neue gelingt in einer Begegnung. Nun aber weg von meiner Bergsteigerphilosophie zu den anderen Fakten: Die Gargglerin liegt am Ende des Gschnitztales. Ausgangspunkt unserer Tour ist beim Gasthaus Feuerstein. Bis dort hinein fährt ein Linienbus von Steinach weg. Unsere Bergtour findet sich daher auch im empfehlenswerten Tourenführer „öffi-Touren Nordtirol“. Das Mühlendorf mit dem Wasserfall im Hintergrund ist östlich vom Ausgangspunkt. Unser Weg geht zunächst etwas Richtung Laponesalm und dann zweigt der gut markierte Weg ab. Viele Serpentinen geht es hinauf. Zunächst durch einen urigen Bergwald. Weiter oben wird der Blick freigegeben für die imposanten Nordabhänge des Pflerscher Tribulauns mit seiner charakteristischen Felsformation. Das Tal ist schnell weit unterhalb. Auf der anderen Talseite ist der mächtige Habicht, sind die kühnen Ilmspitzen und die markante Kirchdachspitze. Dort drüben ist auch die Innsbrucker Hütte. Ein schmaler Steig führt uns entlang von steilen Grashängen. Die Felstürme der Gargglerin schauen fast unbesteigbar aus. Doch dann windet sich doch ein Steig um die Felstürme herum und auf einem schmalen Rücken geht es hinüber zum hölzernen Gipfelkreuz mit einem grandiosen Panoramablick. Schon lange haben wir tief unten im Osten die Tribulaunhütte gesehen. Wir wollten eigentlich beim Abstieg dort noch vorbeischauen, wählten aus Zeitmangel aber den kürzeren Weg hinunter ins Gschnitztal. Die Bäume und Sträucher im unteren Teil des Sandertales lassen schon ihre Herbstverfärbungen erahnen. Blicke zurück zur Gargglerin mit ihrem Dolomitfelsgestein. Eine perfekte Rundtour (T3) mit 1200 Höhenmetern endet wieder unten beim Gasthaus Feuerstein. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich auf der Gargglerin war. Dankbar für das gemeinsame Gehen, die Gespräche dabei, die andere Welten eröffnen, und eine wunderbare Bergwelt.
Klaus Heidegger, am 11.9.2023