meine Schulwege gibt es nicht mehr:
die Radtasche nicht mehr gefüllt mit Vorbereitungen
der Kopf und das Herz voll von Ideen
es ist nun vorbei
nicht mehr frühmorgens die Fahrt
hinaus aus städtischem Gestank
links des Weges der nervtötende Lärm der Autos
rechts das beruhigende Gequake der Enten am rauschenden Inn
nicht mehr erste Frühlings-Sonnenstrahlen im Gesicht
und kein Wind aus dem Westen
der den Lehrer sanft schob
damit er pünktlich zur Schule kommt
in den langen dunklen Morgen des Herbstes und Winters
keine Venus mehr die schenkt Orientierung
kein Reh mehr das hüpft über den Weg
erschrocken vom LED-Strahl der Lampe
nicht mehr Regentropfen im Gesicht
die sich befreiend anfühlten wie Tränen
und im Winter keine Spur mehr im Schnee
die ein einsamer Radfahrer zieht
nicht mehr ein Föhn
der durchwirbelte die Haare unter dem Helm
mit einem Gebet auf den Lippen
mögen die vielen Begegnungen nun gelingen
am Ende des Tages:
kein Ausruhen am Fluss mehr
keine Fahrt mehr nun
in die Strahlen der sinkenden Sonne
der Fluss lehrt mich heute:
ein dankbares Sein ist im Augenblick geborgen
befreiende Energie entsteht aus dem Loslassen
gnadenhafte Kraft liegt im Fließen
klaus.heidegger, 3.10.2023