Als Student war ich in meinen studentischen und politischen Beheimatungen unter vielen, die ein Palästinensertuch als Zeichen ihrer politischen Gesinnung trugen. Es war in den kälteren Jahreszeiten zugleich ein nützliches Kleidungsstück, um damit zur Uni zu radeln und sich vor der Kälte zu schützen. Funktionskleidung war damals noch nicht üblich. In keinem Ecken meines Herzens und meiner politischen Einstellung war der schwarz-weiß-karierte Stoff antiisraelisch oder gar antijüdisch motiviert. Im Gegenteil. Propalästinensisch wurde auch in der Öffentlichkeit nicht gleichgesetzt mit antiisraelisch. Damals noch durfte man sagen: Ende der Besatzung. Free Palestine! Am Ende der ersten Intifada war ich an der Bir-Zeit-University in Ramallah. Die Friedensnobelpreisverleihung an Rabin, Peres und Arafat vor nun schon einem Vierteljahrhundert schenkte Hoffnung. Die palästinensischen Vertretungen erkannten das Existenzrecht Israels an und die israelische Seite versprach den Rückzug ihrer Siedlungen aus den palästinensischen Gebieten, wie er stets in den UN-Resolutionen vorgesehen war. Mit der Ermordung von Rabin und der ersten Amtszeit von Netanjahu endete dieser Prozess des Friedens. Heute ist wieder Netanjahu an der Macht.
Der 7. Oktober 2023 – das bestialische Massaker der Terrorbande Hamas – markiert für Gruppen und Organisationen hierzulande, die sich seit Jahrzehnten für die Rechte der Palästinenserinnen und Palästinenser und gegen das Unrecht, das an ihnen geschieht, einsetzen, eine Zeitenwende. Wer heute mit Zeichen einer palästinensischen Solidarität auftritt, wird verdächtigt, ein Hamas-Sympathisant zu sein, wird beschuldigt, blind gegenüber ihrem Terror zu sein, wird in die Schublade Antisemit gesteckt. Man kann die Art und Weise, wie der Staat Israel mit seinen IDF den Krieg gegen die Hamas in Gaza führt, mit Bombardements, mit dem in Kauf genommenen unermesslichen Leid, mit den humanitären Katastrophen, mit den Vertreibungen nicht kritisieren, ohne als Hamas-Sympathisant und Antisemit verdächtigt zu werden.
In meinem vieljährigen Lehrerdasein hatte ich stets ein wichtiges Anliegen: Schülerinnen und Schüler auf die Gefahren des Antisemitismus und Antijudaismus aufmerksam zu machen. Dazu habe ich jedes Jahr mit Schulklassen Gedenkstätten besucht – in Mauthausen, Dachau oder in Auschwitz. Der Besuch von jüdischen Museen und Einrichtungen – von Hohenems bis Wien, von Synagogen – in Innsbruck, Wien und Rom – das waren ganzheitliche Erfahrungen, die meine ehemaligen Schülerinnen und Schüler sicher nie vergessen werden. Immer wieder beschäftigte ich mich in der Schule mit antijüdischen Erzählungen wie dem Anderle von Rinn – und zweimal schrieben Schüler dazu bei mir ihre Vorwissenschaftliche Arbeit. Die Gründe zu erarbeiten, wie es zum Antijudaismus kam, war Teil meines schulischen Programms. Dass ich dabei auch den Antisemitismus einer Partei in Österreich nicht unerwähnt ließ, brachte mir den Vorwurf ein, zu politisch zu sein. Vor allem aber habe ich im Religionsunterricht die deutlichen Überschneidungen zwischen Judentum und Christentum aufgezeigt. Warum nur muss ich mich nun rechtfertigen? Weil mir sofort unterstellt wird, antisemitisch zu sein, weil ich gegen die Art und Weise bin, wie Israel Krieg gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza führt.
In der Boulevardmedien – allen voran in der Kronenzeitung und in den Servus-Talkshows – werden jene diffamiert, die die Kriegspolitik Israels kritisieren. Man hetzt gegen „Linke“ – beginnend von der Bürgermeisterin in Graz bis zu kirchlichen Friedensgruppen. Ist also auch Papst Franziskus ein „Linker“, ein Antisemit, weil er in seiner Sonntagsansprache am 29. Oktober so unmissverständlich forderte: „Stellt das Feuer ein, haltet ein, Brüder und Schwestern, der Krieg ist immer eine Niederlage, immer, immer!“
Bild: Graffity von Banksy-in Gaza
Danke Klaus für deine klaren Worte!!!!
Die Situation zwischen Israel und den PLästinensern ist komplex, vor allem weil auch islamistische Staaten im Nahen Osten andauernd mitmischen. Dieses Mitmischen gegen Israel, das Unterstützen von Terror geschieht vor allem um für die eigene Bevölkerung ein Feindbild zu haben.
Danke Klaus, das sehe ich auch so!
Die Vertreibung der Palästineser aus Palästina vor ca. 75 Jahren und die gewaltsame ‚Gründung‘ des Staates Israel ist eine Wunde, die man nie vergessen darf! Reaktionen wie den Hamasüberfall rechtfertigt das nicht, aber sie macht ihn verstehbar. Aber auch der aktuelle Terror Israels gegenüber den Menschen in Gaza, der inzwischen die 10-fachen Opfer gefordert hat, ist durch nichts zu rechtfertigen!
Waffenstillstand jetzt! Die Waffen nieder!